Das jüngste Testament
Mysterythriller
191 Normseiten
Ort der Handlung: Rom, Vatikanstaat; Castel Gandolfo
Zeit der Handlung: Gegenwart, 36 Stunden im August
Thematik:
Jesus Christus starb nicht am Kreuz auf Golgatha. Er ging nach Indien, wo er in der Stadt Srinagar seine Lehre niederschrieb: das „jüngste Testament“. Die Urkirche um Simon Petrus aber versuchte, dies vor der Welt zu verbergen.
Die junge Archäologin Ellen Calderon gerät zwischen die Fronten einer Jahrhunderte dauernden Auseinandersetzung der konservativen Kräfte der Kirche mit den Nachfahren der Jünger Christi, als ihr alter Mentor ermordet wird und man sie dieses Verbrechens beschuldigt.
Zusammenfassung:
Luigi Valabrione, Professor für Kirchenhistorik an der Universität von Rom wird im Petersdom auf grausame Weise ermordet. Der psychopathische Auftragskiller Shylock Origin kreuzigt ihn an dem Kruzifix hinter Michelangelos Pièta getreu der Überlieferung der Leidensgeschichte Jesu auf Golgatha. Es gelingt Valabrione, mit seinem Blut eine Nachricht zu hinterlassen: eine Zeile Devanagari (eine altindische Schrift):
Die Deutschamerikanerin Ellen Calderon befindet sich auf dem beruflichen Höhepunkt ihres Lebens. Mit nur fünfundreißig Jahren wurde sie erst vor wenigen Wochen als jüngste Professorin Deutschlands auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für vergleichende Archäologie an die Freie Universität Berlin berufen. Und die Einladung von dem bekannten Kardinal Alessandro Montecalvini in den Vatikan scheint ihre internationale Anerkennung zu bestätigen.
Über den beruflichen Erfolg ist leider ihre Beziehung zu dem Berliner Kriminalpolizisten Marc Berndorff in die Brüche gegangen. Es wird deutlich, dass sie noch immer mit ihm verbunden ist.
Ellen soll in Rom die Authentizität einer alte Schriftrolle bestätigen, die in Devanagari verfasst wurde. Kardinal Montecalvini und Erzbischof Sean O´Brien, Kurator der Vatikanischen Museen, zeigen ihr das Dokument, sie darf es jedoch nicht sofort untersuchen, sondern die Expertise zusammen mit Professor Valabrione, ihrem alten Mentor aus ihrer Studienzeit in Rom, vornehmen. Sie erinnert sich noch gut an seine endlosen Vorträge über die Bedeutung der Obelisken in der ewigen Stadt, die ihm schon damals den Ruf eines eigenartigen Sonderlings eintrugen.
Am Abend wird sie dann überraschend von Beamten der Polizia Criminale aufgesucht, die sie in den Petersdom bringen, zu dem Schauplatz des Mordes an Valabrione.
Ellen ist entsetzt; und bedroht: beschuldigt sie doch Commissare Capitano Gennaro, Ermittler der italienischen Kriminalpolizei, an dem Mord beteiligt zu sein.
Ellen kann die Zeichen des Professors, in Devanagari geschrieben, leicht entziffern: Jesus Christus, rex judaoricum. Während sie davon überzeugt ist, dass ihr alter Freund eine Nachricht für sie hinterlassen hat, ist Commissario Gennaro sicher, es sei der Name des Mörders.
Die Agenten diLauro und Magnani, Angehörige des vatkanischen Geheimdienses „Sodalitium pianum“, sollen sie festnehmen. Als die beiden Männer (die offenbar annehmen, die deutsche Professorin würde die italienische Sprache nicht verstehen) sie abführen, wird deutlich, dass sie Ellen töten werden.
Von einem Moment zum anderen ist die junge Frau zur Gejagten geworden. Doch sie ist in Rom keineswegs fremd; und sie hat ihre Doktorarbeit über die Architektur des Petersdoms verfasst. Es gelingt ihr, durch die Confessio, das Petersgrab und den Scavi, den antiken Ausgrabungen unterhalb der Kirche, zu entkommen.
Die Flucht erweist sich schnell als unüberlegt. Ellen kann nicht zurück in ihr Hotel, der Eingang wird von der Polizei überwacht. Da erscheint ihr Freund Marc. Er ist ihr nach Rom gefolgt. Es gelingt Ellen, ihn auf sich aufmerksam zu machen, ohne die Aufmerksamkeit der Polizisten zu erregen.
Sie berichtet Marc von den Vorkommnissen, die anstrebte Aussprache zwischen ihnen wird verschoben. Sie begeben sich zu der Wohnung ihres alten Mentors, wohl wissend, dass sie dort von der Polizei erwartet werden könnten. Doch dort treffen sie niemanden an, die Eingangstür ist aufgebrochen worden. In den Zimmern werden sie kaum etwas finden. Ellen interpretiert die blutige Nachricht im Petersdom als einen Hinweis, eine Hinweis auf das Kreuz. Das Kruzifix an der Wand ist das Einzige, was in der Wohnung unberührt geblieben ist. Das Schild über dem Gekreuzigten zeigt wie gewohnt die Buchstaben INRI (Jesus Christus rex judaoricum), allerdings in Devanagari. Ellen hört Schritte im Treppenhaus, nimmt das Kreuz von der Wand und findet ein Notizbuch, dass sie an sich nimmt, bevor der wahre Mörder erscheint. Dessen Brutalität und körperlicher Kraft ist auch Marc nicht gewachsen. Sie entkommen Shylock nur um Haaresbreite.
In dem Buch aus Valabriones Wohnung findet Ellen ein altes Dokument. Sie ist schockiert. Es ist eine uralte Nachricht, geschrieben in Devanagari, verfasst von Gian Lorenzo Bernini, dem Bildhauer und Baumeister des Barock, die von einer Bruderschaft der „Weisen von Srinagar“ spricht, die das „Wort des Herrn“ in den Okzident verbrachte. Er beschreibt den „Ort, an dem er das Wort des Herrn bewahrt“.
Das Wort des Herrn in dunkler Nacht
Vom Strahl der Sonne doch erfasst
Im Blick des Fischers wohl bewahrt
Er auf den Tag der Wahrheit harrt.
Das Wort des Herrn in dunkler Nacht
Vom Strahl der Sonne doch erfasst
Im Blick des Fischers wohl bewahrt
Er auf den Tag der Wahrheit harrt.
Ellen bemerkt die Adresse eines Antiquariats und verschiedene Skizzen von Kunstwerken und Obelisken. Es ist das Ergebnis der jahrelangen Forschungen Valabriones, sein Lebenswerk. Sie entschließt sich, das Antiquariat am nächsten Morgen aufzusuchen.
Sie suchen eine Freundin Ellens, Gianna Lavazzi auf, die sie in einer Kammer übernachten lässt. Auf einem schäbigen Dach bemerken Ellen und Marc, dass ihre Beziehung keinesfalls an ihr Ende gelangt ist, es gelingt ihnen jedoch noch nicht, ihren verletzten Stolz endgültig zu überwinden.
Shylock hat sich in sein Zimmer in einem heruntergekommenen Hotel in einem Vorort Roms zurückgezogen. Es wird deutlich, dass er eine multiple Persönlichkeit ist, in der viele furchtbare Charaktere diejenigen wenigen, die gute Eigenschaften aufweisen, rücksichtslos unterdrücken. Die widerstreitenden Egos bekämpfen sich auch körperlich, bis er, durch sich selbst verletzt, blutüberströmt auf seinem Bett einschläft.
Am nächsten Morgen findet Shylock das Versteck von Ellen und Marc. Er tötet Gianna aus ungerichteter Wut. Ellen und Marc entkommen ihm ein zweites Mal.
Commissario Gennaro überprüft die bekannten Kontakte Ellens aus ihrer Zeit in Rom. So erscheint er am Morgen auch vor Giannas Wohnung. Als er erkennt, auf welche Weise sie den Tod fand kommen ihm Zweifel an der Schuld der jungen Frau.
Mark begleitet Ellen zu dem schäbigen Antiquariat, in dem der alte französischstämmige Buchhändler Rangar Ariel de Saint´Aragnac alte Manuskripte, Folianten, Erstausgaben verkauft. Ellen kennt den Mann aus ihrer Zeit in Rom. Er scheint nicht sehr erfreut, sie wiederzusehen. Als Ellen ihm aber von dem Pergament berichtet, dass sie und Professor Valabrione im Vatikan untersuchen sollten, ändert sich seine Stimmung. Offensichtlich kennt er Valabriones Notizbuch, seine Forschungen. Er führt Ellen und Marc, eng verfolgt von der Polizei und Agenten des „Sodalitium pianum“, des Vatikanischen Geheimdienstes, die ihnen im Auftrag des Kardinals folgen, zu den dort beschriebenen Obelisken, die in Sichtweite der Kirchen aufgestellt wurden.
Ellen und Marc begreifen, dass die vor ungezählten Kirchen der Stadt aufgestellten Obelisken keinesfalls zufällig dort stehen. Professor Valabrione hatte von Anfang an recht gehabt. De Saint´Aragnac eröffnet ihnen, dass die Obelisken im Laufe der Jahrhunderte von der „Weisen von Srinagar“, einer geheimen Bruderschaft, die verlorenes Wissen um das Leben Jesu bewahrt, dort aufgestellt wurden, um die katholische Kirche an ihre Existenz zu gemahnen.
Als führt Ellen und Marc noch immer an seinen Worten zweifeln, führt Saint´Aragnac sie in die vatikanischen Museen zu folgenden Kunstwerken, erklärt ihnen die wahre Bedeutung ihrer Symbolik:
Caravaggios Kreuzigungsszene:
das lebendig wirkende Hautkolorit als Hinweis auf das Überleben Jesu
Das Lamm Gottes:
in der christlichen Symbolik symbolisiert die Verbindung von altem (Judentum) zum neuen Testament (Christentum), es liegt auf dem Buch mit den sieben Siegeln (einer Symbolik der Lehre Christi aus der Zeit nach Golgatha).
Die Himmelfahrt:
Der Himmelsaufstieg des Pharao, des Mithras und des Zarathustra, des Herkules, des Romulus, der Propheten Elija und Jesaja, von Mohammed und Christus verbinden den Glauben der großen Kulturen.
In einem unaufmerksamen Moment gelingt es Sylock Origin, Ellen aus dem Museum zu entführen. Er bringt sie in die Caracalla-Thermen, wo er versucht, etwas über den Verbleib des „jüngsten Testaments“ zu erfahren. Bevor er Ellen aber ernsthaft schaden kann, erscheinen diLauro und Magnani, die den Auftrag haben, Ellen in das Castel Gandolfo zu bringen.
Hier erwartet sie Kardinal Montecalvino, der in seiner Eigenschaft als Leiter des „Sodalitium pianum“ nicht nur für den Mord an Valabrione, sondern auch für die Verfolgung Ellens durch die infiltrierte Polizia criminale verantwortlich ist. Er war es auch, der Professor Valabrione ermorden ließ. Er gibt Informationen über die „Bruderschaft des wahren Blutes“ preis; eine Organisation innerhalb der katholischen Kirche, die jeden verfolgt, der Wissen um das wahre Ende des Leben Jesu erlangt.
Die “Congregatio di sangue vero” empfindet sich als rechtmäßige Nachfolgerin der Urkirche, die sich dem Vermächtnis des Simon Petrus verpflichtet fühlt.
Ellen ahnt, dass sie das Castel niemals lebend verlassen soll.
Kardinal Montecalvino, der Überlegenheit seiner Position sicher, erzählt die Geschichte eines frühen Schismas, einer Kirchenspaltung:
Jesus überlebte die Kreuzigung auf Golgatha. Der Jünger Johannes und Josef von Arimathea bestachen die römischen Wachen. Sogar die Bibel beschreibt den genauen Vorgang:
- die kurze Zeit bis zum angeblichen Eintritt des Todes(6
Stunden; Johannesevangelium Kapitel 15: Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: „Eloï, Eloï, lema sabachtani!“),
- die Öffnung des Brustkorbes durch Longinus, um das Wasser
im Brustkorb abzulassen,
- die schnelle Übergabe der „Leiche“ an Josef von Arimathea,
Und schließlich erwähnt er das jüdische Erdgrab im Roza-Bal-Schrein in der Altstadt von Srinagar, dass den Leib des Yuz-Asaf, des überlebenden Jesus bewahrt.
Jesus wurde also wieder gesund. Während Petrus im Westen die Kirche aufbaute, ging Jesus nach Indien, lernte Devanagari und schrieb seine Gedanken nieder: das jüngste Testament. Doch die frühe Kirche befand sich in einem Überlebenskampf mit den alten Religionen. Als seine neuen Jünger die Schriftrollen nach Rom zu Simon Petrus brachten, entschied der erste Apostel, dass die Gemeinde keine neuen Gedanken verkraften würde. Er ließ die neuen Jünger verfolgen, doch einige entkamen, zunächst nach Ägypten, gründeten die Bruderschaft der „Weisen von Srinagar“, die das geistige Erbe Christi bewahrte. Sie wählten den Obelisk als Symbol als Gegenpol zum Kreuz der Urkirche. Später verteilten sich ihre Ordensbrüder in alle Welt, kamen auch zurück nach Rom, wo sie die Obelisken im Laufe der Zeit als Mahnmal ihrer Existenz in Sichtweite der Kirchen platzierten.
Kardinal Montecalvino gibt zu, einen Fehler gemacht zu haben, als er Ellen nach Rom holte, doch die Aussicht, das Pergament, das sie untersuchen sollte, könnte Hinweise auf den Verbleib des „jüngsten Testaments“ enthalten, ließ ihn das Risiko eingehen, eine Außenstehende könne Informationen über die Schriften erhalten.
Als Shylock diese Geschichte hört, bricht seine geistige Welt zusammen. Der Kirche, der er zu dienen glaubte, steht im Widerspruch zu ihrer zentralen Gestalt, Jesus Christus. In einem akuten Anfall seiner Schizophrenie tötet er Kardinal Montecalvino. In diesem Augenblick stürmen die Männer von Capitano Gennaro und Marc, der den Kommissar ins Vertrauen gezogen hatte, das Castel. Der Commissario, misstrauisch und erfahren, hatte diLauro und Magnani überwachen lassen. Seine Männer erschießen Shylock, bevor er Ellen zu verletzen vermag.
Ellen versteht nun die Zusammenhänge. Sie folgt den Hinweisen Berninis, die sie zu dem Versteck der Schriftrollen führen, auf denen Jesus das „jüngste Testament“ niederschrieb: in tiefer Nacht (unter der Erde), der Strahl der Sonne (in der ägyptischen Symbolik durch den Obelisken repräsentiert), im Blick des Fischers (des Papstes): es befindet sich unter dem größten der Obelisken in Rom auf dem Petersplatz. Bernini konnte als Architekt des Platzes unbemerkt das Versteck dort anlegen lassen.
Dort erwarten sie bereits O´Brien und Saint´Aragnac, die ihnen die letzten Zusammenhänge um das Geheimnis eröffnen, das die katholische Kirche umgibt:
Ausgewählte Angehörige der römischen Kurie wissen seit der Zeit Berninis von dem Ort, an dem das „jüngste Testament“ versteckt wurde. Während die Päpste und wenige hohe Würdenträger um das Leben Jesu nach Golgatha Kenntnis hatten, diese Fakten akzeptierten und mit den „Weisen von Srinagar“ eine Übereinkunft eingingen, in der festgelegt wurde, dass die Schriften Christi erst veröffentlicht werden sollten, wenn die Zeit hierfür reif sei, versuchte die „Congregatio di sangue vero“ die Beweise für das wahre Leben des Messias nach der Kreuzigung zu vernichten, um die Macht der Kirche zu sichern.
O´Brien, einer der wenigen Eingeweihten im Umfeld der Kurie und Saint´Aragnac, derzeitiger Großmeister der „Weisen von Srinagar“, erklären Ellen den tiefen Sinn der Gedanken, die in den Schriftrollen niedergeschrieben wurden: der Mensch ist nur seiner Moral, seinem Gewissen verpflichtet.
Ellen erkennt, dass sie das Geheimnis bewahren muss. Als die Sonne über dem Petersplatz aufgeht, gesteht sie sich hoch über dem Versteck der Schriftrollen mit dem Vermächtnis Christi ihre Liebe zu Marc ein.
Wochen später führt ihre erste gemeinsame Reise sie nach Srinagar, zu dem unscheinbaren Grab, von dem sie nun wissen, dass es den Leichnam Jesu bewahrt.